21/04/2022

30 Dinge, die Führungskräfte nicht tun sollten.

Oder wie du ein*e beliebte*r Chef*in wirst.

Du betrittst einen Raum voller Menschen.

Die Gespräche verstummen. 

Menschen wechseln das Thema, schauen betreten zu Seite.

Was ist passiert?

Kann es sein, dass du Chef oder Chefin bist und deine Leute über dich reden?

Vielleicht planen sie gerade deine Geburtstagsüberraschung. Vielleicht reden sie aber über dich, weil irgendetwas nicht gut ankommt, das du gemacht hast. Und du weisst von nichts.

Für den zweiten unwahrscheinlichen, aber möglichen Fall, habe ich eine Liste für dich zusammengetragen.

Eine Not-To-Do-Liste für Chefs und Chefinnen.

Sie ist dein Wegweiser zu einem potenzialorientierten Führungsstil.

1.Du sollst nicht lügen.

Menschen checken, wenn sie belogen werden. Vielleicht nicht beim ersten Mal, dann aber umso schneller. Du musst keine Internas der Chefetage verbreiten. Doch sei integer und ehrlich. Lieber Unangenehmes aussprechen. (“Nein, Stefan, ich kann dir leider keine Gehaltserhöhung geben, deine Leistungen reichen dafür nicht aus.”) Das macht dich nicht gleich beliebt, aber berechenbar. Menschen vertrauen dir, wenn du ihnen die Wahrheit zumutest.

2. Schau nicht aus dem Fenster

Wir Menschen sind Meister in einer Sache: Ausreden finden. 

Wir schauen aus dem Fenster und finden einen Schuldigen. Stattdessen rate ich dazu öfters in den Spiegel zu schauen und Verantwortung für unser Leben zu übernehmen. Nicht deine Mitarbeitenden sind schuld, wenn es nicht läuft.

3. Hör auf, perfekt sein zu wollen

Wenn du Distanz zwischen deinen Leuten und dir vermeiden willst, benimm dich nicht wie James Bond oder Jeanne d`Arc. Wer perfekt ist, ist unnahbar, an den oder die traut man sich nicht heran. Nichts ist so sympathisch wie Menschen, die Fehler zugeben und zu ihnen stehen können. Deine Mitarbeitenden mögen dich nicht weil du fehlerlos bist, sondern weil du menschlich bist. 

4. Sich wichtig nehmen, ohne ein Wichtigtuer zu sein.

Wenn du etwas zu sagen hast. Raus damit. Wenn du aber nur heisse Luft verbreitest, um dich wichtig zu machen, sammle dich lieber nochmal. Warte bis du Inhalte hast, die Menschen interessieren und weiterbringen. Schaumschläger braucht es nur in der Küche. 

5. Trage keine Schuhe mit abgelaufener Sohle.

Ein bisschen Style und Schick muss sein. Führungskräfte müssen nicht in Designerklamotten glänzen, aber ein gepflegtes Äusseres ist ratsam.

6. Schmücke dich nicht mit fremden Lorbeeren.

Es kommt gar nicht gut an, wenn eine engagierte Mitarbeiterin ein Projekt erfolgreich durchzieht und sich ihre Chefin am Ende damit brüstet. Dieses Phänomen gibt es übrigens auch bei Männern. Ehre wem Ehre gebührt, bitte!

7. Verstecke dich nicht. 

Ja, es stimmt. Es ist nicht immer notwendig, sofort zu reagieren und an die Front zu springen wenn es knirscht. Manches erledigt sich auch von alleine. Aber meistens bringt es nichts, die Menschen vor deiner Türe stehen zu lassen. Sie warten auf klare Ansagen und eine präsente, greifbare Führungskraft.

8. Finger weg von der Sekretärin / dem Assistenten.

Der Klischee schlechthin. Das bringt auf Dauer nichts. Glaub mir. 

9. Vermeide Lobhudelei. 

Hast du schon mal einen schlechten Job gemacht und wurdest trotzdem gelobt? Wenn der / die Vorgesetzte sich überschlägt vor Begeisterung, obwohl das Ergebnis so la la ist, das fühlt sich mieser an, als echte, wertschätzende Kritik. Meistens steckt dahinter eine falsche verstandene Art Menschen zu motivieren und ein schlechtes Führungskräfteseminar. Lobe nur echte Leistung!

10. Warte nicht, bis ein*e Mitarbeiter*in über deinen Witz lacht. 

Mit dem Humor ist das so eine Sache. Wir umgeben uns lieber mit lustigen Menschen, als mit Typen, die zum Lachen in den Keller gehen. Aber was findest du lustig? Hau es raus. Auch wenn über deinen Witz  erst mal  niemand lacht, spare nicht mit deinem Humor. (Natürlich nie Witze auf Kosten anderer machen) Sei lustig und dein Sympathie-Faktor geht steil.

11. Sei nicht beleidigt, wenn du kritisiert wirst

Führungskräfte, die sich von ihren Mitarbeitenden auch mal was sagen lassen sind sehr beliebt. Klar, die Kritik muss konstruktiv und respektvoll formuliert sein. Sie sollte sich immer auf ein Verhalten oder eine Sachlage beziehen und nie deine Person bewerten.  Dann kann sie ein wertvoller Beitrag zur Lösung von Problemen sein und euch als Team so richtig nach vorne bringen.

12. Menschen nicht als Umsatzfaktor sehen.

Gerade im Vertrieb ein häufig gemachter Fehler von ehrgeizigen Führungskräften: alles, was ein*e Mitarbeitende*r macht, soll entweder Geld sparen oder in die Kasse spülen. Mit dieser Perspektive findest du keine echten Fans und verlierst auf lange Sicht motivierte Mitarbeitende. 

13. Niemals Mitarbeitenden über die Schulter schauen

Das geht leider gar nicht. In Jonny-Controlleti-Manier hinter dem Team herumschleichen und über die Schulter linsen, was da auf dem Display steht. Tststs.. Vielleicht was privates? Wenn du so wenig Vertrauen hast, bitte gleich eine Teambuilding-Massnahme buchen, oder falls berechtigte Gründe vorliegen, HR zu Rate ziehen. 

14. Sei keine Spaßbremse

Wenn du beim Apéro immer als erste*r gehst, wirkt das schnell desinteressiert und unhöflich. Nutze die Chance ganz unkompliziert mit Menschen ins Gespräch zu kommen und Ihnen zuzuhören. Nimm Anteil an sozialen Anlässen. Aber Achtung! Nicht.. 

15. Nicht schlecht über andere reden

Wer mitbekommt, dass du über Kolleg*innen herziehst, geht davon aus, dass er/sie bei nächster Gelegenheit auch durch den Kakao gezogen wird. Lästern ist unprofessionell und unsympathisch.

16. Kontrolliere nicht ständig

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser. Wenn du dazu neigst zu überprüfen, ob sich deine Mitarbeitenden an Regeln und Abmachungen halten, überlege mal,  ob das in einem gesunden Mass ist. Laissez-faire ist genauso kontraproduktiv, wie übertriebenes Kontrollbedürfnis.

17. Alles selber machen wollen.

Mal Hand auf`s Herz. Warum kauft sich ein Unternehmen, teure und gute Fachkräfte ein, denen dann nichts zugetraut wird? Du musst nicht alles selber machen. Auch wenn du die/der Beste bist, motiviere dein Team, gib Aufgaben ab und verleihe deinen Leuten Flügel.

18. Mach keine leere Versprechungen

Vorbilder reden nicht, sie handeln. Sei verbindlich und verlässlich und lass dich niemals dazu verführen Aussagen zu machen, die du nicht einhalten kannst. Das fliegt dir spätestens im Personalgespräch um die Ohren. Stichwort Lohnerhöhung. 

19. Nicht mit dem Handy am Tisch essen

Das ist Grundregel Nr. 1 in meinem Achtsamkeitstraining. Am Tisch und während dem Essen hat das Handy nichts verloren. Punkt.  Du kannst hier schon mal positiv als Vorbild vorangehen.

20. Lass dein Team nicht zappeln

Nichts verunsichert mehr, als Antworten, die in der Luft hängen. Eine unbeantwortete Email oder ein seit Tagen hinausgezögerter Rückruf. Sei verbindlich und verlässlich. Deine Mitarbeitenden werden es dir danken.

21. Denk nicht, du weisst alles.

Stell ein halbvolles Glas mit Wasser vor dich. Es gibt 1000 Arten dieses Glas zu bewerten, Dinge darin zu sehen oder eben nicht. Ist es halbvoll, halbleer oder ist das Glas hässlich? Jeder Mensch und jede*r in deinem Team hat eine andere Realität. Je mehr du das im Blick hast und nicht auf dein Rechthaben pochst, umso weniger Konflikte wirst du haben. 

22. Betrink dich nicht auf der Weihnachtsfeier. 

Ok, dieser Hinweis versteht sich von selbst oder? Der Vollständigkeit halber wollte ich diese Empfehlung nicht unerwähnt lassen. Einen über den Durst trinken , lieber zu Hause. 

23. Keine Geburtstage vergessen.

Nichts geht über wertschätzende und persönlich formulierte Glückwünsche. Geburtstage sind die Gelegenheit, um mal ein paar private und doch unverfängliche  Sätze mit deinen Mitarbeitenden zu wechseln. Sie freuen sich, wenn du an sie denkst. Versprochen!

24. Keine Sonderrechte in Anspruch nehmen.

Chef*in ist Chef*in. ok. Aber ist es wirklich klug, dies deine Leute spüren zu lassen in dem du dir Sachen herausnimmst, die nicht allen zustehen?

Gute Chefs stellen sich vor die Teammitglieder, die sich am gemeinsam Vereinbarten orientieren und so wesentliche Beiträge für ein gutes Miteinander liefern – und sie stellen sich vor diese Werte und leben diese auch selbst.

25. Unterschätze nicht die Power von Meditation.

Ich gebe es zu: Meditieren ist für mich persönlich DAS Tool um sich mit dem inneren Kraftwerk für Ruhe und Gelassenheit zu verbinden. Wenn du als Chef*in auch ohne zu meditieren in deiner Mitte ruhst. Dein Punkt. Wenn du gestresst bist: Fang an zu meditieren. Am besten noch heute. 

26. Nicht immer “Ja” sagen. 

Das ist der Antagonist zu Punkt 7. Du sollst dich nicht verstecken, das stimmt. Aber genauso wenig immer verfügbar sein und Mutter Theresa spielen, wenn jemand schreit. Wertschätzend und höflich  “Nein” sagen ist eine Kernkompetenz , die du deinen Mitarbeitenden unbedingt vorleben solltest. “Ja”-Sager, die sich immer alles aufladen lassen, sind anfälliger für Krankheiten. Lerne gesunde Grenzen zu setzen. 

27. Denk nicht, Burnout wäre nur eine Modeerscheinung.

Burnout ist keine anerkannte Berufskrankheit. Das finde ich richtig und nachvollziehbar. Die Faktoren, die zu Burnout führen, sind nicht eindeutig abgrenzbar und haben ihre Ursachen auch im privaten Umfeld. 

Trotzdem: Rund 21 Prozent der Erwerbstätigen in der Schweiz gaben an, ziemlich erschöpft zu sein. Bitte erkenne diesen Fakt und das Risiko an Burnout zu erkranken an. Es kann jeden treffen. Vorsorge ist besser als das schmerzliche Wiederherstellen von abhanden gekommener Gesundheit.

28. Selbstfürsorge nicht hinten anstellen.

Wenn wir bei  25. nicht diskutieren müssen, kann ich dich hoffentlich auch für das Thema Selbstfürsorge begeistern? Menschen, die leistungsorientiert sind (und da zähle ich dich als Führungskraft dazu) neigen dazu, ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Sie wollen nicht egoistisch wirken oder glauben, sie hätten es nicht verdient. Eine Frage: wie sollen deine Mitarbeitenden es schaffen, sich um sich selbst zu kümmern, ihre Gesundheit im Auge zu behalten, wenn du es dir nicht gestattest?

29. Nicht an guten Arbeitsmitteln sparen

Sei sparsam aber nicht geizig, wenn es an die Arbeitsmittel für dein Team geht. Welche Bedingungen erleichtern deinen Mitarbeitenden das Arbeiten? Brauchen sie Stehpulte, eine bessere Beleuchtung oder ein Display, das die Augen schont? Ist der Schreibtischstuhl rückenfreundlich? Überprüfe vielleicht nochmal das Budget..

30. Fördere keine Langeweile

Alles sprechen von Burnout. Genauso leidvoll sind die Symptome von Boreout. Wenn Menschen im Arbeitsumfeld auf Dauer unterfordert sind und sich langweilen, sind sie genauso gestresst wie bei Überforderung und Überlastung. Also: füttere dein Team mit guten, wohl dosierten Aufgaben. 

Sei menschlich

Ich wünsche mir, dass 2022 viele Führungskräfte neue Wege gehen, lernen sich zu reflektieren und ihren Mitarbeitenden ein Vorbild sind, in Sachen Selbstfürsorge und Stresskompetenz. 

Und dass die „alten“ Chef*innen ihre hierarchischen Muster abschütteln und beweisen, dass sie echte Potenziale  fördern.

Ich wünsche mir, dass du menschlich führst – und zu dir selbst der beste Mensch bist.

Wenn du diese zwei Dinge mitnimmst, dann glaube mir: Dein Team wird dich lieben.

Blib dra und heb dir Sorg.

Dein Bruno